Die Analyse eines Interviews – Oder was wir am Samstag nicht wählen sollten

Am Donnerstag erschien in den Madsackerzeugnissen ein großes Interview mit den Kandidaten für den Vereinsvorsitz. Bei der Überschrift „Das Duell um den Vereinsvorstand“ wurden für den unentschlossenen Wähler große Erwartungen geweckt.

Eine ganze Zeitungsseite an diesem so kurzfristig vor der Jahreshauptversammlung veranschlagten Termin versprach nochmals viele Fakten und Klarheit über die Wahlmöglichkeiten. Hier eine kleine Analyse des Interviews von Herrn Matthias Herter:

In der das Gespräch einleitenden Antwort auf die erste Frage stellt sich Herr Herter mit der Aussage „Im Streit gibt es nie nur einen Gegner.“ auf den ersten Blick als friedensstiftender Kompromiss dar. Leider hat er unmittelbar davor Bezug auf die immer weiter zunehmende schlechte Außendarstellung des Vereins genommen, um den Konflikt darzustellen. Ja, der geneigte Leser stimmt ihm zu! Aber die „Vorschlaghämmer die dieses ehemals sehr gute Bild einreißen“, sind nicht nur die Konflikte selbst, sondern die Ursachen aus denen diese Konflikte resultieren: die mangelnde Transparenz des „Hannover Modells“ und seinen wirtschaftlichen Auswirkungen auf das Gemeinwohl, sprich den Verein und damit auf die Mitglieder! Es war ja genau diese mangelnde Transparenz, die letztjährig zur Versagung der Entlastungen der Organe des Vereins führte. Es war auch genau diese mangelnde Transparenz, die rund um die Abstimmung über den Satzungsänderungsantrag bemängelt wurde.

Da erscheint es bei der wohlwollenden Analyse doch erfreulich, wenn Herr Herter dann zum Schluss kommt, dass es einzig um die Frage geht „Haben wir beim Wandel vom Verein zum Profifußball wirklich alle mitgenommen?“. Eine Kernaussage, die leider inhaltsleer nun zu füllen ist.

Leider versucht Herr Herter in den folgenden Antworten es mit dem Umfrage-“Taschenspielertrick“. Der wirklich sehr gut herausgearbeitete Knackpunkt der Kommunikation wird dann nämlich schon wieder auf eine „Zuhörerposition“ seitens der Organe beschränkt. Aber, was passiert mit dem Wissen um die Sparten? Man kann nun nur noch für die Mitglieder hoffen, dass im Konzept „Herter“ dann wenigstens in einem sonst vom Vorstand vorgegebenen Rahmen diese geäußerten Mitglieder“wünsche“ auch Berücksichtigung finden. Gesagt hat er es nicht.

Dies wird dann auch nicht weiter konkretisiert. Es fehlt die Folge aus der Befragung: die Analyse des Mitgliederwillens und das deutliche Bekenntnis zur Umsetzung dessen! Ja, dazu bedarf es des klaren Bekenntnisses, die in seinen Aussagen sicher nicht unabsichtlich fehlt. Als es dann zu den gesellschaftsrechtlichen Knackpunkten und der konkreten Umsetzung des Hannover-Modells in Konsequenz für den Verein geht, bemüht er einen Vergleich mit einem roten, traditionsreichen Bulli T1. Dem geneigten Leser wird vermittelt, dass es Herrn Herter hierbei um die Abstraktion eines komplexen Sachverhalts geht und freut sich über einen verständlichen Vergleich. Leider ist der Vergleich so auf einfache Sachverhalte heruntergebrochen, dass er ein falsches Bild und damit die falschen Konsequenzen vermittelt. Hier ein Versuch, alles Wesentliche in das bemühte Bild mit einzubauen:

„Als Verein besitzen Sie einen roten traditionsreichen Bulli T1, der entsprechender Reparaturen bedarf. Gemäß den gesetzlichen Vorschriften darf dieser Bulli aber nur ausschließlich vom Vereinsvorstand gefahren werden. Da sagte ein Investor: Lass uns gemeinsam den Bulli erhalten!! Du Verein gibst Geld und ich profitiere von den Erträgen, die wir mit dem Betrieb des Bullis machen und der Vereinsvorstand darf gesetzestreu den Bulli weiter ausschließlich fahren. Die einzige Bedingung für diese Partnerschaft war, dass das über alle Straßen hinweg bekannte ROT des Bullis in seinen privaten Besitz übergehen musste. Wenn der Verein wieder zu Geld käme, könnte man sich den Bulli mit samt Vereinsrot wieder zurückkaufen. So engagiert wie der Investor erschien, wählte man ihn als „Bulli-Retter“ auch über den Aufsichtsrat zum Vorstandsvorsitzenden, der jetzt dann auch ausschließlich den Bulli fahren durfte.

Das war dem Investor nicht genug und er verkaufte als Vorstand des Vereins heimlich nach und nach den ganzen Bulli an sich. Jetzt profitierte er vollumfänglich vom Rot, welches ja unweigerlich mit dem Bulli zusammenhing und vom Bulli. Der Verein nicht mehr. Einzig die Tatsache, dass er „sein“ Gefährt nur als Vorstand des Vereins fahren dürfe, ärgerte ihn und er versuchte auch genau diese Fahrerlaubnis zu kaufen. Das ging aber nicht, weil das bei Bullis nicht zugelassen ist und das wollten aber auch die Mitglieder nicht. Das ärgerte ihn. Den Rest der Geschichte kennt man.

Diese Geschichte hinkt auch… aber nur an einem Punkt. Der Vereinsvorstand fährt gar nicht selber sondern bestimmt einen Fahrer, da man nicht davon ausgehen kann, dass jemand der einen Verein führen kann auch gleichzeitig einen Bulli fahren können muss.

Das ist leider nicht das einzige was Herr Herter nicht ganz detailliert erklärt. Eine Aussage wie die, dass ein gemeinnütziger Verein nicht wirtschaftlich tätig werden darf, um die Mitbestimmung unseres Vereins in der Management GmbH zu unterstreichen, könnte in den meisten Vereinen nun in panischen Selbstanzeigen resultieren. Da möchten wir gleich beruhigen. In den §§ 51 ff. Abgabenordnung, in denen die Gemeinnützigkeit geregelt ist, gibt es einen § 64 in dem der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb ausdrücklich vorgesehen ist. Und auch bisher stellte das in den Fußball „hineinregieren“ durch unseren bisherigen Vereinsvorstand auch kein Problem dar.

Das bis dahin noch wohlwollend aufgenommene Interview wandelt sich dann aber ziemlich schnell zu einem wirtschaftlichen Risiko, als dann erneut der Wunsch geäußert wird Anteile an der KGaA „zurückhaben“ zu wollen. Eine wirtschaftliche Beteiligung am Profibetrieb ohne Beteiligung an den sicheren Einnahmequellen aus der Marke 96 und den Erlösen aus der Vermarktung über Merchandising und Verwertungserlösen ist dann unbedingt zu erläutern. Das macht Herr Herter umgehend. Es geht um „Einflussnahme“. Und an diesem Punkt wird dann die Intention von Herrn Herter nach bisherigem Wohlwollen entlarvt. Es geht ihm also um Einfluss. WER hat denn den Einfluss? Der Vorstand, der wiederum bestimmt, wer die dann zu besetzenden Plätze im Aufsichtsrat der KGaA einnehmen soll. Und dann will Herr Herter noch den irrigen Eindruck vermitteln, zwei Aufsichtsräte des Vereins von acht in der KGaA könnten mitbestimmen, wer denn Gesellschafter in der Muttergesellschaft, der Hannover 96 Sales & Services GmbH & Co KG werden würde, einer Gesellschaft, wo der Verein gar nicht mit einem Aufsichtsrat vertreten ist.

Unmittelbar von diesem noch nicht endgültig analysierten Thema wird dann auch gleich nach dem „Bullirot“, also dem Eigentum der Marke gefragt. Hier sieht Herr Herter die Nutzungsrechte des Vereins als ausreichend.

In den letzten beiden Themen fällt kein Wort über die Mittelbeschaffung für einen Breitensportverein, wie der Hannoversche Sportverein von 1896 e. V. einer ist. Kein Wort über die Sicherung des Vereinsbetriebs. Der aktive Sport ist nicht mit einer Silbe erwähnt. Dafür mit schwammigen Bildern deutlich hervorgehoben, das worum es geht: Stärkung des Klüngels.

Schade, es fing so gut an….

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