05-Anhängerin Mara: „Ich bin eine Verfechterin von 50+1“

Am Samstag ist der 1. FSV Mainz 05 zu Gast. Für Hannover 96 ist es mal wieder ein „bei einem Sieg ist noch was drin“-Spiel. Vor der Partie sprechen wir mit 05-Anhängerin Mara.
Hallo Mara, ich freue mich dich als Gast im Faninterview begrüßen zu dürfen. Du bist Teil von FRÜF – Frauen reden über Fußball, gehörst zur Redaktion von 120 Minuten und hast unter Wortpiratin einen eigenen Blog. Was muss man sonst noch über dich wissen?

Hallo Tobias, ich freue mich, hier zu sein. Ich bin Journalistin und schreibe mittlerweile vor allem über Mainz 05 – unter anderem als Kolumnistin für die Allgemeine Zeitung Mainz – und Fußball allgemein, beispielsweise fürs Zeitspiel und den ballesterer. Dabei interessiert mich auch die soziale Komponente des Sports, also, was er für die Gesellschaft bedeutet, wie Probleme unserer Zeit sich in der Kurve spiegeln oder welche Rollen Frauen im Fußball einnehmen. Das ist auch alles Teil von FRÜF, wo wir als Frauen-Kollektiv die weibliche Seite des Fußballs beleuchten, und findet ebenso bei 120minuten statt, wo wir 2019 einen Schwerpunkt auf Frauen im Fußball legen. Gelegentlich schreibe ich noch ein Buch, zuletzt den 05-Krimi „Im Schatten der Arena“.

Wie wurde aus Dir eine Anhängerin des 1. FSV Mainz 05?

Das hat sich erst ganz lange angebahnt und ging dann ganz schnell. Als kleines Mädchen habe ich mit meinem Vater die Turniere geschaut und dabei die erste Begeisterung für den Fußball entwickelt, aber auch für die spezielle Gemeinschaft, die ich dabei mit ihm erlebt habe. Später bin ich zum Studium nach Mainz gezogen und irgendwann mit Freunden an den Bruchweg, das war um die Jahrtausendwende. Klingt kitschig, aber: Es war wirklich direkt bei der ersten Begegnung um mich geschehen.

Glückwunsch zum Klassenerhalt. So richtig in Gefahr seid ihr aber nie gewesen. Siehst du das auch so?

Danke dir! Aber nein, das sehe ich tatsächlich anders. Gar nicht mal, weil es nach den zwei Auftaktsiegen in die Rückrunde eine Phase gab, in der die Mannschaft fast nur verloren hat, sondern, weil es einen falschen Eindruck von dem vermitteln würde, was hier realistisch ist. Auch, wenn einige Fans das nicht hören wollen: Der Klassenerhalt bleibt in Mainz das erste Saisonziel. Den zu schaffen, ist für einen Verein mit diesen Mitteln jedes Mal aufs Neue ein riesiger Erfolg und nicht selbstverständlich. Deswegen wurde er auch diesmal heftig gefeiert. Mir gefällt aber der Ansatz, nun, wo das geschafft ist, ein neues Ziel, nämlich Platz zehn, zu formulieren, damit die Spannung in der Mannschaft nicht nachlässt.

Nach seinem vierten Rückrundentreffer, ist Karim Onisiwo so richtig in Mainz angekommen, oder? Zusammen mit Jean-Philippe Mateta ist er derzeit in einer beeindruckenden Form. Angst, dass größere Teams auf die beiden Leistungsträger aufmerksam werden?

Einerseits ist Onisiwo sicher schon sehr viel länger in Mainz angekommen, wenn man jetzt vom Verein oder der Mannschaft spricht. Andererseits hast du natürlich Recht, wenn es um seine Leistung geht: Er ist endlich mal langfristig frei von schwereren Verletzungen und so kann er zeigen, was schon die ganze Zeit in ihm steckt. Das freut mich total für ihn. Mateta hatte nach einer tollen Hinrunde eine kleine Delle, die aber für einen so jungen Spieler ganz normal ist. Wie schnell er sich in der Bundesliga zurechtgefunden hat, ist super. Dass junge, talentierte Spieler von Mainz aus auf sich aufmerksam machen, ist ja nicht neu. Damit muss der Verein leben und er hat es gelernt, das quasi zum Konzept zu erheben.

Mit welchen Erwartungen blickst du auf das Auswärtsspiel in Hannover? Kannst du dir vorstellen, dass bei 96 noch was geht in Richtung Relegation?

Ich erwarte ein kampfbetontes Spiel, in dem die 96er alles versuchen, um die letzte Chance in Sachen Relegation zu wahren. Für Mainz 05 ist es wichtig, Hannover nicht zu unterschätzen – darauf hat auch Sandro Schwarz unter der Woche hingewiesen. Es wäre falsch, das Team nur von den Ergebnissen her zu lesen, denn oft gingen Spiele nur knapp verloren. Irgendwann ist aber eine Abwärtsspirale in Gang geraten, die sich dann schwer aufhalten lässt.

Hat dich die schwache Saison von Hannover überrascht?

Vor der Saison finde ich es immer total schwierig, fremde Vereine einzuschätzen, dafür ist man in der Regel viel zu weit weg. Deswegen halte ich da wenig von Prognosen. Generell glaube ich aber, wenn im Verein so viel Unruhe ist, wie es bei Hannover leider mal wieder der Fall war in dieser Saison, wird das mit der Zeit immer Auswirkungen auf die sportliche Situation haben. Das haben auch die Mainzer erlebt in der Zeit, als im Verein der Umbruch nach der Ära Heidel/Strutz vollzogen werden musste, glücklicherweise mit gutem Ausgang.

Vor gut vier Wochen, haben sich die 96-Fans den Verein zurückgeholt. Wie beurteilst du diese Entwicklung und wie stehst du grundsätzlich zur 50+1-Regel?

Ich bin bekennende Traditionalistin und entsprechend auch Verfechterin von 50+1. Und hej, Mainz 05 ist einer der letzten echten Vereine in der Bundesliga: Wenn es nach mir geht, wird sich daran nichts ändern. Was in Hannover bei den Wahlen passiert ist, habe ich mit großem Interesse verfolgt und mich ehrlich mit den Fans gefreut. Fußball ohne Fans ist wertlos, auch wenn diese Erkenntnis leider noch nicht überall angekommen ist.

Und zum Schluss dein Ergebnistipp, bitte. Wie geht die Partie aus

Am Ende wird die Kraft bei Hannover nicht reichen, um gegen Mainzer, die jetzt ganz locker aufspielen und alles auf den Platz bringen können, was in ihnen steckt, zu bestehen. Das Spiel endet 3:1 für die 05er und wir sehen uns leider erst in der übernächsten Saison wieder.

Liebe Mara, vielen Dank für das Gespräch.

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